Hinterfragt: Glaubenssätze der Nachhaltigkeit im Unternehmen

Glaubenssätze und Entscheidungsfindung

Vorweg, Glaubenssätze sind allgemein Überzeugungen oder Annahmen, die Entscheiderinnen und Entscheider über sich selbst, andere oder die Welt haben. Glaubenssätze sind bei uns Menschen tief verwurzelt und beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln. Glaubenssätze können positiv oder negativ sein und durch Erfahrungen, Erziehung, Kultur und andere Faktoren geprägt werden.

Glaubenssätze gehören zu den Heuristiken. Heuristiken sind wertvolle, kognitive Werkzeuge, um bei begrenztem Wissen und in begrenzter Zeit möglichst sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Heuristische Verfahren dienen nicht der idealen Entscheidungsfindung, sondern vielmehr der Herleitung von Lösungswegen.

Somit helfen uns Glaubenssätze bei komplexen Herausforderungen, vor denen wir beim Management der Nachhaltigkeit häufig stehen. Wir haben hier oft nicht die Zeit, das Wissen und die Handlungsoptionen für eine ideale, perfekte Entscheidungsfindung.

Glaubenssätze der Nachhaltigkeit im Unternehmen

Gleichzeitig können diese per se limitierten Glaubenssätze auch zu Kritik an der Entscheidung führen, wie es in der ARD-Dokumentation veranschaulicht wird. Die Dokumentation finden Sie in der Mediathek oder direkt hier:

4 Beispiele für Glaubenssätze des Nachhaltigen Managements

Exemplarisch wollen wir hier auf vier gängige Glaubenssätze des Nachhaltigen Managements aus dem Film eingehen:

1. Wir lösen Herausforderungen der Nachhaltigkeit nur technologisch.

Der Film zeigt, dass für die ökologisch gewollte Energiewende neue Technologien zum Einsatz kommen (Photovoltaik, E-Autos, Windkraft, Stromtrassen, etc.). Für diese grünen Technologien ist deutlich mehr Kupfer(-erz) notwendig. Allerdings hat der Abbau und Transport der Erze einen enorm hohen Bedarf an z. B Landfläche, Wasser und Energie. Kupferminen stoßen zunehmend auf schwefelbasierte Gesteinsschichten mit giftigem Arsen. Die ökologischen und sozialen Belastungen für die Arbeiter und Nachbarn der Kupferminen sind hoch.

2. Wir lösen Ressourcenprobleme nur über einen Kreislaufansatz.

Der zirkulare Ansatz ist per se natürlich richtig. Bei Kupfer allerdings reicht der Kreislaufansatz nicht, weil die Nachfrage nach Kupfer so stark wächst. Wir haben in Europa eine überdurchschnittliche (verglichen mit anderen Rohstoffen) hohe Recyclingquote von 50%. Weltweit sind ca. 9,8 Mio. t Kupfer im Kreislauf. Kupfer aus Primärquellen ist notwendig, um die wachsende Nachfrage (global ca. 28. Mio. t) zu befriedigen.

3. Lieferkettenprobleme werden mit Zertifikaten alleine gelöst.

Die Doku veranschaulicht die Probleme am Beispiel der Aurubis. Die Aurubis ist offen, gesprächsbereit und gewillt Transparenz zu geben. In den Gesprächen wird betont, was gemacht wird, welche Verhaltenskodexe und Zertifikate genutzt werden und was von den Zulieferern erwartet wird. Gleichzeitig sind die Dokumente, mit denen der Autor die Aurubis Ansprechpartner konfrontiert nicht so verborgen, dass Aurubis diese Kenntnisse nicht auch hätte haben können. Hier ist interessant, ob zukünftig das Sorgfaltspflichtengesetz mehr Transparenz in der Lieferkette bringt.

4. Stakeholder-Kommunikation funktioniert schon, wenn Unternehmen Formate dafür anbieten.

In der Doku tritt auch der Vorsitzende der Bergarbeitergewerkschaft auf. Aurubis bietet Hinweisgeber oder Whistleblowern ein Format über ein neutrales Compliance Portal an. Der Gewerkschafter sagt im Film, dass es für ihn schwer sei, dieses Portal zu finden. Werden in einer Suchmaschine die Suchwörter „aurubis“, „compliance“ und „whistleblower“ eingeben, findet sich heute das Compliance Portal für Aurubis relativ schnell.

Das Anschauen der Dokumentation lohnt sich, beim reflektieren ihrer Glaubenssätze unterstützen wir Sie gerne.

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